Gespräch mit Mode-Unternehmerin Didem de Latour zum Muttertag

Zum Muttertag haben wir einige Unternehmerinnen gefragt, wie sie Beruf und Familie unter einen Hut bringen…

Liebe Didem, Du setzt dich sowohl als Designern, Beraterin, wie auch als Produzentin für mehr Transparenz und Nachhaltigkeit in der Textilproduktion ein. Hat das Muttersein Ihren Bezug zur Nachhaltigkeit verändert?

Ich bin weiterhin «streng nachhaltig» 😊, da hat sich nichts verändert… Mit den Kindern versuche ich meine Werte zur Nachhaltigkeit und Respekt auf Produktionsmitarbeiter zu Hause bewusst zu äussern und mehr zu kommunizieren.

Du hast einen vertieften Einblick in die Arbeitsbedingungen deiner
Lieferketten. Wie sind die Bedingungen für Mütter in der Schweiz, in Zürich, in den Herstellungsländern?

Im Vergleich zu Portugal, Griechenland oder Türkei gibt es in der Schweiz mehr Teilzeitstellen. Das ist günstig für Eltern, die so im Geschäft bleiben und sich doch Zeit auch für die Familie nehmen können. Jedoch gilt dies leider nicht für die Textilindustrie. So landen viele Arbeitskräfte entweder in einem anderen Bereich oder sie machen eine lange Familiepause, was die Karriere blockiert. Das ist der Aspekt des Berufslebens… Die Produktion wartet nicht! Jede muss im Betrieb sein. In der Pandemiezeit hat die Textilproduzenten Aufgrund der mangelnden Präsenz vieler Mitarbeiter im Betrieb stark gelitten. Ich habe den Eindruck, dieser Mangel an Arbeitskräften hat zum Umdenken bewegt. Vielleicht hat die Krise auch der Textilbranche gezeigt, dass sie flexibler werden und mehr Verständnis für Mütter und Väter zeigen müssen.

Beruf, Familie und Home Office: Wie gut lässt sich die Gründung eines Startup mit den Verantwortungen als Eltern verbinden? Würdest Du es jungen Müttern empfehlen? Auf was ist dabei zu achten? Würdest du gewisse Dinge anders machen, wenn Du Xquisit Design heute gründen würdest?

Der Spagat ist gross. Ich habe Glück, dass ich einen lieben Mann und liebe Kinder habe, die es verstehen, sehr selbstständig zu sein und mich unterstützen. Als meine Kinder klein waren, hätte ich keine Firma gründen können, glaube ich. Es wäre mir schlicht zu viel gewesen; so vielseitige Mode Unternehmen kann man nicht einfach nebenbei leiten…

Mit Empfehlungen bin ich vorsichtig, denn Jeder ist anders und hat andere Stärken. Meine Stärke ist, dass ich fähig zu Multitasking bin und Selbstdisziplin besitze. Am Wochenende arbeite ich nicht, und bin auch mal ganz offline. Wenn meine Familie mich braucht, kann ich es mir meistens so einrichten, dass die Arbeit nachher erledigt werden kann. Das Gegenteil kommt es aber auch vor, dass sie warten müssen…
Home Office hat mich immer angesprochen, ich habe es genossen, als meine Kinder online Schulung hatten. Mein Tag war zwar zerstückelt, ich war trotzdem happy. Es war für mich schön und wichtig, mehr Zeit für meine Kinder zu haben, die gerade im Teenager Alter sind.

Wie muss man sich den Alltag einer Mutter, die auch Unternehmerin ist, vorstellen? Unterscheidet er sich von Unternehmerinnen, die keine Kinder haben?

Oh ja, aber wie! Plötzlich kommt ein Anruf «Mama ich habe dies, das; brauche das…», «Sie hat mir das gesagt!», «Bist Du zu Hause? Kannst Du mich abholen?» etc. Und das Mittagsessen muss pünktlich auf dem Tisch sein, d.h. zwischen 11:00 Uhr bis ca. 13:30 Uhr habe ich (im Vergleich zu nur Berufstätigen) eine lange Mittagspause.

 

Fairness ist ein grosses Wort… Was kann Faircustomer tun, was kann die Community tun, um gegenüber Müttern möglichst fair zu sein?

Dass es mal manchmal nicht so lauft wie es laufen soll! Oder dass sie mehr Zeit brauchen für die Organisation usw. Man erwartet von den Müttern genau das Gleiche wie von den Frauen ohne Kinder. Nicht jede Mutter hat eine Unterstützung, viele Mütter, die ich kenne, machen alles selber und sind dann fast immer erschöpft.

Mehr Verständnis wäre sicher nicht schlecht 😉

Zu den Produkten von «Xquisit Design»

 

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