Interview mit Pierre Strub, Mitinhaber Faircustomer zum Internationalen Männertag

Interview mit Pierre Strub,
Mitinhaber Faircustomer
Anlässlich des Internationalen Männertags

Der Internationale Männertag am 19. November ist ein Anlass, „um Benachteiligungen von Männern und Jungen aufzuzeigen und ihren Einsatz für die Gemeinde, Familie, Ehe und Kinderbetreuung zu würdigen.“ (Wikipedia / UNESCO). Gibt es in diesem Themenfeld Anliegen, die dir besonders wichtig sind?

O h ja:
Der Einsatz von Männern/Vätern wird leider nur wenig gewürdigt, es steht oft die Benachteiligung von Frauen/Müttern im Vordergrund
Dabei sollte es um das menschliche Miteinander gehen und die gegenseitige Aushandlung sowohl in Familie wie Beruf, um möglichst die Bedürfnisse abzugleichen und soweit als möglich erfüllen zu können
Viele Männer arbeiten in Gemeinden umsonst mit (in Kommissionen, bei der Feuerwehr, in Vereinen etc.) was letztendlich der sozialen Gemeinschaft dient und auch nicht finanziell entschädigt wird. Frauen tun das vielleicht vermehrt in familiären Strukturen.
Manche Dinge sind (immer noch) traditionell Frauen- oder Männersache – ich sehe darin nichts schlechtes – es sollte um Gleichberechtigung nicht um Gleichmachen gehen (siehe 2.)
Es ist juristisch und im Alltag ein Affront, dass ein Mann mit Kind/Mädchen unter Generalverdacht von Missbräuchen steht. Ich musste das leider als einer von wenigen Papas in der Umkleidekabine der Turnschule erleben.
Ich würde mir wünschen, dass die neuen Rollen sich auch in Filmen, Büchern, Medienberichterstattungen als Standard akzeptiert werden und nicht immer noch stigmatisiert werden.

Gibt es so etwas wie eine „Krise der Männlichkeit“? Spielt(e) sie in deinem Leben eine Rolle?

Es gibt eine Krise der Rollen. Einerseits wird das alte Männer/Vater-Muster: Versorger, Stark sein, keine Schwäche zeigen, immer bereit, Mechaniker sein etc. immer noch zelebriert (und von vielen/den meisten Frauen immer noch kulturell/soziologisch bevorzugt). Ideologisch aber in Frage gestellt oder gar angeklagt. Das gleiche passiert umgekehrt mit dem alten Frauenrollenbild.
Ich habe viel gelernt über Rollen und ihren Sinn oder Unsinn. Als meine Tochter 3 Monate alt war hat es schlicht nicht so viel Sinn gemacht viel mehr zuhause zu sein und Zeit mit ihr zu verbringen, da haben alle nicht profitiert davon. Die Mutter ist dann Hauptversorgerin und Bezugsperson. Je älter sie wurde desto mehr bin ich derjenige, der Zeit haben muss und die Selbstverständlichkeit als Vater nimmt immer mehr zu – obwohl es schon ums loslassen geht jetzt.
Interessanterweise bin ich aber derjenige, der näher an seinen Emotionen lebt, sie offener zeigt und darüber redet als die Mutter meiner Tochter. Wieso auch nicht. Da haben mir mit der Zeit Männerfreundschaften und -rituale geholfen den Widerständen stärker und gelassener entgegen zu treten.
Eine neue Ehrlichkeit tut not – Frauen haben genauso oft Probleme ihre neuen Ansprüche zu erfüllen, wenn sie ausserhalb der klassischen Rollenmodelle leben wollen – man/frau kann eben nicht alles haben was konzeptionell möglich wäre -> ein offener Umgang damit führt zu mehr Menschlichkeit und gegenseitigem Verständnis/Liebe statt Kritik/hartem Durchsetzungsdrang.
Last but not least mussten wir in unserer Beziehung (getrennte Eltern) viel daran arbeiten, genau das herauszufinden und zu klären. Ich glaube vielen nicht getrennten Paaren ist das zuwenig bewusst und halten es nicht so für nötig und leiden daher mehr darunter oder sind überraschter, wenn dann grosse Konflikte zutage treten.

Vaterschaft. Was bedeutet es für dich „ein verantwortungsvoller“ Vater zu sein? Hat die Vaterschaft dich verändert? Wie bringst du Beruf & Familie unter einen Hut? Was wünscht du dir hierzu für deine Tochter / für die nächste Generation?

Meine Vaterschaft ist grösste Erfüllung (auch spirituell) und Anforderung (Persönlichkeitsentwicklung) gleichzeitig. Eine Balance zu finden zwischen Beruf, Selbständigkeit, Vaterschaft, persönlicher Verwirklichung, Freiheit ist eine Daueraufgabe, die Anforderungen ändern sich laufend.
Wenn ich sie gut synchronisieren kann ist das ganze extrem bereichernd und macht mit glücklich. Ich habe meine Tochter früh auch den Beruf gezeigt, sie mitgenommen an Anlässe und Sitzungen. Heute kann ich von mir sagen: Ich bin da für sie und ich fühle mich dabei sogar gut 😉
Die Klischees halten sich aber hartnäckig – von Du kannst doch kein Gesprächspartner sein für ein Mädchen in der Pubertät bis hin zu dem Fakt, dass es immer noch erstaunlich erscheint, dass ich einen ganzen Haushalt allein schmeissen kann, eine gemütlich eingerichtete Wohnung habe und ein liebender und starker Vater mit eigenen Freiheiten, Freunden, Freizeit sein kann.
Meine Tochter hat dazu mächtig was beigetragen – sie ist ein Spiegel, neugierig, macht Dinge mit und gibt Feedback – oft liebevoll, inzwischen immer „gnadenloser“ (v.a. wenn Dinge nicht aufgehen). Aber die enge Beziehung zu ihr und dass Authenzitität fast immer die Situation entspannt hilft extrem. Gemeinsame Rituale (Musik, Surfen, tolle Filme schauen, draussen in der Natur sein, Diskutieren über Gott und die Welt, Entspannungszeit…) auch.

In diesem Video aus einer Serie über „New Masculinity“ des Guardian ist mir der Satz aufgefallen „Men need men to teach them how to be real men“. Hast du männliche Vorbilder? Verantwortung für sich selbst übernehmen, Selbsterkenntnis, Ehrlichkeit in vielen Lebensbereichen scheinen wichtige Themen zu sein. Magst Du hierzu unseren Leserinnen und Lesern deine Gedanken „auf den Weg geben“?

Vorbilder sind für mich Menschen, die sich ihre Eigenständigkeit bewahren und grosse Träume zu leben versuchen.
Und dabei ehrlich und auch verwundbar bleiben oder v.a. eins: Menschen mit Herz.
Und ja: Männer brauchen Männer, um sich zu entwickeln.
Was müsste sich deiner Meinung in der Schule / in der Ausbildung / in der Gesellschaft ändern, damit Männer glücklicher / zufriedener / erfolgreicher mit sich und der Welt werden? … damit Beziehungen zwischen Männer und Frauen glücklicher / zufriedener / erfolgreicher werden? Hat es hierzu schon Veränderungen gegeben in den letzten 10 – 20 Jahren?
Männer brauchen Führung und Halt von Männern/Vätern. Es ist eine Tragödie, dass die Industrialisierung die Männer aus dem Familienverbund herausgerissen hat, sie zu Arbeitsmaschinen ausser Haus gemacht hat, die Versorgerrolle sich so festgesetzt hat. (Dasselbe gilt ja für diese eigenartige Bild der Mutter im Haus, mit Kind, oft entkoppelt von der ökonomischen Welt). Dies zu korrigieren ist eine wichtige Sache – die zum Glück mit der Gleichberechtigung auch passiert. Dass dabei Männer und Frauen ihre Wertvorstellungen (über den eigenen Selbstwert) korrigieren müssen ist die Aufgabe.
Ein starkes Mannsein (Frausein) und Menschlichkeit kann nur haben, wer auf seine Community und Ahnen vertraut und den eigenen Wert nicht (zu sehr) vom anderen Geschlecht abhängig macht.

In deinem Beruf reist du viel. Erlebst du die Rolle von Männern in der Gesellschaft anders in anderen europäischen Ländern im Vergleich zur Schweiz?

Ich habe einen Kollegen in Schweden, den ich als sehr like minded empfinde, aber ich kenne seinen Familienalltag nicht genau. Mit dem Kollegen aus Bangladesh habe das Thema nur angeschnitten. Toll finde ich es dann, wenn Mann und Frau ihre Rollen ausgehandelt haben und gewisse Lebensbereiche selbständig beleben ohne vom anderen (finanziell, mental) zu sehr abhängig zu sein (sehe ich in den Ferien am Atlantik bei mehreren Bekannten, die so funktionieren).
Oder eine Kollegin aus Dänemark hat mich sehr inspiriert: Sie war mit einem Mann zusammen, hat 2 Töchter und ist jetzt mit einer Frau verheiratet und kommuniziert das sehr offen.
Ich glaube genau in diesen Begegnungen steckt die Kraft für die Veränderungen, die es in der Gesellschaft braucht. Und die Selbstsicherheit zu bekommen, dass man/frau einfach auf gutem Weg ist mit dem eigenen Weg. Und sich nicht an Stereotypen orientiert.

Gibt es Bücher oder Filme zum Thema, die du empfehlen würdest?

Oh gibt es ja. 2 Beispiele aus Hollywood: „Begabt – Die Gleichung eines Lebens“ oder „Vielleicht, vielleicht auch nicht“
Mainstream Deutschland „Kokowäh“
Es gab da ein tolles Buch – aber es fällt mir nicht mehr ein was es war.

Faircustomer wird von vielen als ein Angebot vorwiegend von Frauen für Frauen wahrgenommen. Die Anzahl Männer unter den Anbietern wie auch unter den Kunden hat aber in den letzten Jahren zugenommen. Kann Faircustomer zu einer „modernen Männlichkeit“ beitragen? Sollte Faircustomer ihr Sortiment erweiteren? Wie schaffen wir es mehr Männer als Kunden zu gewinnen?

Es gibt coole Designprodukte (Lampen, Gadgets, Taschen). Aber es braucht meines Erachtens v.a. auch mehr DL (Gastronomie, Reisen oder auch spezialisierte Dinge wie Energiedienstleistungen) und grössere Angebote (Häuser, PV-Anlagen, Autos, Velos, Töff, ….).
Welche Produkte würdest du einem Mann schenken? Hast du einen Wunsch / ein Tipp für einen gutes „Männer-Geschenk“ zu Weihnachten?
Ein Buch, eine Platte, eine Flasche Wein (http://www.binet-jacquet.com/de/), ein Konzert (), einen Kostenanteil für ein Weekend-Seminar mit Schwitzhütte (i.e. oder eine Freeride-Tour.

Wir laden dich nun ein, unser „Kurator der Woche“ zu sein. Verrate uns doch bitte einige Lieblingsprodukte. In der Woche vom 11.11. wollen wir möglichst in allen Rubriken die Favoriten von den vier Männern in unserem Team zeigen. Wir werden Sie zuoberst platzieren und in den Sozialen Medien hervorheben.

Trotz meinem Mitwirken bin ich gar noch nicht richtig Kunde bei uns (konservativ, gehe gern in den Laden und lerne den Menschen kennen, der verkauft..). Daher nach Lust und Laune ausgewählte:

Pflege & Bad

  • Argan erinnert mich an Marokko 🙂 Produkt>Produkt

Wohnen

  • Mauve und Satin – meine absolute Lieblingskombi: Produkt#/14868-grosse_duvet_bezug-200x210_cm
  • Schön: Produkt, Produkt, Ora Haengleuchte ach ich kann mich nicht entscheiden..

    Essen & Trinken

    Ein tolles Ensemble – auch optisch: Produkt Den Wein würd ich gern probieren: Produkt Spezialitäten aus Schweizer Pärken – einfach toll, diese Vielfalt: Produkt

    Kind & Spiel

    Last chance to see: Produkt Das top pick für die EM 2020: Fairtrade Fussball

    Lifestyle & Geschenke

  • Mein absoluter Favorit – haben wollen:

    Ressourcen

     

  • Einmal richtig angeben und gut kochen 🙂 Produkt