Interview mit Peter Ochsner vom «Sortengarten» über seltene und vergessene Gemüsesorten

«Es gibt mehr als rote Erdbeeren und orange Rüebli! »

Seit 25 Jahren ist es die Passion von Peter Ochsner, alte Nutz- und Zierpflanzensorten vor dem Aussterben zu bewahren und das Saatgut wieder unter die Leute zu bringen. Denn nur was vielerorts regelmässig angebaut wird, kann langfristig überleben.

Gemüse muss heute schnell wachsen und makellos aussehen, damit es sich gut verkauft. Und: Viele Konsumenten mögen lieber süsses Gemüse als bitteres. Deshalb sind im Laufe der Zeit ganze Geschmacksrichtungen verschwunden. Obwohl auch immer mehr Bauern das alte Gemüse wiederentdeckt haben, ist es immer noch nicht leicht zu bekommen. Viele Sorten sind in Geschäften kaum erhältlich.

Das ist einer der Gründe, warum immer mehr Menschen altes Gemüse selbst anbauen – beispielsweise im Hochbeet.

Für alle Gartenfreunde, die Sie vielleicht noch nicht kennen, Wer steckt hinter dem Sortengarten?

Seit knapp 30 Jahren Susanna und Peter Ochsner

Wie kamen Sie zu Ihrer heutigen Arbeit? (was haben Sie vorher gemacht?)

Ich versuchte dem nachzugehen was mir Freude macht. Gelernt habe ich ursprünglich Landschaftsgärtner und Landschaftsarchitekt HTL. Nach zwei Jahren als freier Mitarbeiter in einem Landschaftsarchitekturbüro habe ich in verschiedenen, vor allem sozialen und schulischen Berufen gearbeitet. Daneben widme ich mich seit mehr als 30 Jahren der Erhaltung alter Nutz- und Zierpflanzensorten.

Historische Gemüsesorten liegen im Trend und sind sowohl bei Spitzenköchen als auch bei Gartenfreunden beliebt. Zahlreiche dieser Sorten wurden über Jahrhunderte angebaut. Doch durch die Industrialisierung der Landwirtschaft wurden sie von anderen, in erster Linie ertragreicheren Züchtungen verdrängt. Viele Kulturpflanzen sind vom Aussterben bedroht oder bereits verschwunden.

Wie gross ist Ihre Anbaufläche, wo liegt sie und wie ist das Klima dort?

Der Kernteil ist ca. 1500 m2 gross. Zum Garten gehören aber auch noch ca. 30 Hochstammobstbäume die ich pflege. Der Sortengarten liegt oberhalb von Heiden auf 920 Meter über Meer. Das Klima ist wegen des Bodensees und der geschützten Lage sehr mild.

Über 100 alte Nutz- und Zierpflanzensorten hegt, pflegt und vermehrt Peter Ochsner in seinem grünen Kleinod. Der Garten ist eingefasst von 50 Strauch- und Kletterrosen sowie 30 verschiedenen Hochstammobstbäumen und 2 Spalieren. Das Saatgut und die Pflanzen stammt ursprünglich von ProSpecieRara, vom Verein zur Erhaltung alter Nutzpflanzen.

 

Wer ist Ihre «Zielgruppe», Ihre Kunden und wie möchten Sie auf sich aufmerksam machen?

Für mich gibt es keine Zielgruppe. An Gartenführungen kommen z.B. ganz verschiedene Menschen. Solche die sich schon lange mit Pflanzen beschäftigen und solche die die Leidenschaft erst neu gepackt hat. Gemeinsam ist allen die Freude an der Vielfalt der Pflanzen.

Was macht Ihnen am meisten Spass an Ihrer Arbeit?

In den Garten einzutauchen und die Ordnung der Natur zu spüren.

Was ist das Wichtigste, was Sie bisher auf Ihrem Weg gelernt haben?

Alles ist Veränderung.

Welche Bezeichnung trifft für Sie am besten zu? Sozialunternehmen, Startup, Querdenker, Atelier, Werkstatt? Machen Sie die Arbeit als Zusatzverdienst, Hauptjob oder Hobby?

Der Sortengarten ist meine Passion, Leidenschaft. Er ist seit 2017 mein «Hauptjob». Vorher arbeitete ich daneben immer noch Teilzeit.

Wie muss man sich Ihren Alltag vorstellen? Wie hat sich Ihr Betrieb in den letzten Jahren gewandelt?

Der ist sehr von den Jahreszeiten geprägt. Im Frühling geht es vor allem um die Bodenbearbeitung und die Aussaaten. Im Sommer um die Pflege der Pflanzen und die Saatguternte die je nach Sorte bis in den Herbst andauert. Im Winter reinige und verschicke ich das Saatgut. Dann plane ich auch das neue Jahr und stöbere in meinen Quellen ob ich neue spannende Pflanzen finde. Im Winter aktualisiere ich auch meine Website und schreibe Gesuche an potentielle Geldgeber. Von Frühling bis Herbst haben wir auch regelmässig Besuchstage, gehen auf diverse Märkte und bieten Gartenführungen und Kurse an.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Das jeder seiner Berufung, seinem Herzenswunsch nachgeht.

Gibt es eine besondere Geschichte von Kundinnen oder Kunden, welche Ihre Produkte gekauft haben und brauchen?

Da gibt es mittlerweilen viele. Letzthin kam ein Mann mit seinen zwei Kindern bei uns vorbei um ein Mammuthydrolat zu kaufen. Wenn seine Tochter in der Schule Stress habe, sei das das Einzige was ihr helfe.

Wo sehen Sie das Hobby resp. den Lifestyle Urban Gardening in 10 Jahren? Denken Sie, unsere Balkons werden in Zukunft «grüner» werden?

Das weiss ich nicht. Ich hoffe es. Allerdings kommt es auch auf die Qualität des «Grüns» an.

Selber Saatgut zu gewinnen ist ein altes Handwerk, das einem ein Stück Unabhängigkeit ermöglicht. Zudem ist es nur so möglich, die alten Sorten zu erhalten. In diesem Video werden in gut 8 Minuten die allerwichtigsten Infos zum Thema vermittelt.


 

Was ist eine ProSpecieRara Sorte?

Bevor eine Sorte ins Erhaltungssystem aufgenommen wird, muss sie einige Kriterien erfüllen – sowohl auf Art- als auch auf Sorten-Ebene.

Anhand des Flussdiagrammes können Sie schnell erkennen, wann eine seltene Sorte in das System aufgenommen wird und wenn nicht. Im Angebot vom Sortengarten finden Sie eine grosse Auswahl an Sorten mit dem ProSpeceRara Label.

Werden Sie als Gönner Teil des Sortengartens:

Um den Kulturschatz der alten Sorten auch für künftige Generationen zu erhalten, ist viel Arbeit, Pflege und Schnitt erforderlich. Hierzu können auch Sie einen Beitrag leisten, indem Sie eine Patenschaft übernehmen. Hier erhalten Sie weitere Informationen.

Ansichtskarten vom Sortengarten (3er Set):

Die Ansichtskarten von ausgewählten Pflanzen sind eine Hommage an die Vielfalt. Mit dem Kauf unterstützen Sie den Sortengarten Peter Ochsner und die lebendige Sammlung von Pro Specie Rara Arten.

Tausche dich grün – swap your greens am 30.04.2022 im Kulturpark West (Zürich)!

Frühling 2022: Zeit, rauszugehen und mehr Grün in unser Leben zu bringen – indem du in deiner Stadt deine Pflanzen, Setzlinge und die Geschichten dahinter austauscht. Während dem Event können sich TeilnehmerInnen aller art Setzlinge, Zimmerpflanzen und Saatgut tauschen, zudem können sie Wissen über einheimische Pflanzen aneignen, lustige Tutorials anschauen, Tips & Tricks teilen und lernen wie deine Komposterde selber zu kreieren.

Ziel: Auf der Grundlage der Liebe zu Pflanzen und zum Stadtgärtnern möchten wir eine grüne Ökonomie des Teilens schaffen und die Biodiversität in Zürich fördern. Klicke hier für weitere Infos!

zu den Produkten vom Sortengarten

Hier gehts zur Übersicht von Gartenprodukte, Hängematten, sowie Gartenmöbel aus upcycling Materialien – auch von anderen Produzent:innen, die Wert auf Nachhaltigkeit legen: