Frauen in der Wyssion

Wie erlebst du die Rolle der Frauen in den Philippinen?

Gespräch mit Jürg Wyss, unserem neusten Händler und Initiator von «Trash2Fashion», einer privaten Entwicklungsinitiative, die fünf Frauen in den Philippinen bei der Produktion von Upcycling-Produkten unterstützt und mit ihren Kindern Computercamps durchführt.

Jürg Wyss: Die Statistiken zeigen die Philippinen immer weit vorne, wenn es um Frauenrechte geht. Ausgebildete Frauen mögen in der Politik oder im Beruf durchaus gleichwertige Chancen haben. In der armen Bevölkerung sieht es jedoch oft anders aus, das traditionelle Frauenbild mit der Frau am Herd ist weit verbreitet. Der Mann der Macho, zumindest in der Öffentlichkeit. Das zeigt ja auch der heutige Präsident, seine Fans lieben ihn dafür.

Wie hat sich die Situation in den letzten 10 Jahren entwickelt?

Meine Bekannten stammen aus armen Verhältnissen. Hier hat sich wenig geändert. Gut, es gehen heute wesentlich mehr Mädchen zu Schule, beenden sie aber häufig nicht. Aus finanziellen Gründen oder, was noch schwerwiegender ist, weil sie schwanger werden. 10% der Teens (Tendenz zunehmend!!!) in den Philippinen sind bereits Mutter und verlassen sehr oft die Schule. Sofern sich der Vater nicht um die Familie kümmert, was leider sehr häufig der Fall ist, fehlt später das Geld, um diese Kinder auf die Schule zu schicken. Ein Teufelsrad.

Würden die Frauen, mit denen Du arbeitest, auch streiken?

Ich beziehe mich auf meinen Bekanntenkreis aus armen Verhältnissen in einem ländlichen Gebiet. In einer Grossstadt mag das anders aussehen. Nein, Streik ist hier kein Thema. Wer keinen Job hat, hat andere Sorgen und wer einen hat, würde den garantiert verlieren.

Was können Schweizer*innen von den Philippinas lernen? Und vice-versa?

Eine meiner Lieblingsfragen. Herauszufinden, was man «von den andern lernen» kann bedeutet, dass man die Unterschiede in den Vordergrund setzt. Ich bin in meiner internationalen Tätigkeit besser damit gefahren, zuerst die Gemeinsamkeiten zu suchen. Sie bilden die Basis für eine Zusammenarbeit. Erst danach versuchte ich die Gegensätze herauszufinden, zu verstehen und zu akzeptieren. Die beiden Gegensätze, die mir auffallen: Philippinas dürften ruhig mutiger sein im Umgang mit Amtsträgern, sei das geschäftlich, mit dem Chef, oder im Umgang mit den Behörden und AmtsträgerInnen. In einer Kultur, in der die Macht nicht offen kritisiert wird ein schwieriges Unterfangen. Umgekehrt würde ich vielen Schweizerinnen empfehlen, von den Philippinen etwas Lebensfreude mitzunehmen.

Was wirst Du am 14. Juni tun?

Hoffen, dass der Streik etwas bewirkt und auf Twitter Beifall klatschen, wenn die Menge riesig wird. Ansonsten werde ich mein Computer Camp vorbereiten, das ich hier jeden Samstag durchführe. 5 Mädchen und ein Junge im Alter von 6 bis 9 Jahren. Finanziert durch Spenden und die Verkaufserlöse meines Shops «Trash2Fashion» auf Faircustomer.ch

Was würdest den Faircustomers empfehlen, die sich für eine Verbesserung der Rechte der Frauen einsetzen möchten?

Firmen ignorieren, bei denen Diversität nicht weit oben auf der Liste steht. Reisen, aber die Zeit nicht im Luxushotel verbringen, sondern mit dem Rucksack und die lokale Bevölkerung treffen. Mal mitmachen, wenn Reis angepflanzt wird. Dann werden wir auch verstehen, dass der immer noch zu billig ist, wenn der Reisbauer nicht genügend verdient, dass er seine Kinder zur Schule schicken kann.


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