Xquisit Design

Wie hast du die Rolle der Frau in der Türkei erlebt? Und in der Schweiz?

Interview anlässlich des Frauenstreiks mit Didem Ray de Latour, Textilingenieurin aus der Türkei und Initiantin des nachhaltigen Labels Xquisit-Design (rechts im Bild, neben Tatjana Tschesno, Fairjeans.ch).

 

Didem Ray de Latour: Damals in den 90’er Jahren habe ich als einzige Frau, in unserem Betrieb mit einer Führungsposition, den Widerstand einiger Arbeiter stark gespürt. Insbesondere von Mitarbeitern, welche aus ländlichem Gebiet kamen. Für sie existierte ausschliesslich die Arbeitswelt von Männern. In den anderen Abteilungen innerhalb der gleichen Stoffproduktionsfirma hingegen haben es meine Kolleginnen «leichter» gehabt. Wie in jeder Situation braucht «sich in der Minderheit zu befinden» eine sogenannte «innere Stärke» und ein Selbstbe- wusstsein, was ich in meinen 20’er Jahren lernen musste.

Obwohl in der Textilindustrie generell gleich viele Frauen wie Männer arbeiten, kann ich nicht von einem Klischeebild sprechen, welche Rolle sich stärker präsentiert. Da ich aber vom Ingenieurwesen komme und meistens im technischen Bereich in einem von Männern dominierten Umfeld war, kann ich deutlich sagen, dass die Männer eher mit einer Selbstverständlichkeit willkommen waren, im Gegensatz zu den Frauen. Das finde ich nicht humanistisch und sehr Schade.

«Ich mache nur mein Job» habe ich immer gesagt, als ich gelobt wurde, da ich mich in der Branche selbst verwirklicht habe. Das zeigt wiederum, dass es heutzutage sogar in der Schweiz nicht selbstverständlich ist, eine Frau in einer technischen Kaderposition zu sehen. Niemand gratuliert einem Mann extrem hervorhebend und mehrfach, der sich in der Frauenwelt engagiert und Erfolg hat.

Frauen Rechte in der Arbeitswelt

Ich beobachte, dass viele kompetente Frauen in der Schweiz lange Zeit in die Familienpause gehen müssen. Wenn es gewünscht ist, besteht dabei kein Problem. Aber wenn der Arbeitswunsch vorhanden ist und keine geeignete Stelle gefunden werden kann, mag die Situation frustrierend sein.

Das brachliegende Wissen dieser weiblichen Fach- kräfte ist sicherlich nicht hilfreich für die Entwicklung der Wissenschaft wie auch der Wirtschaft.

Das Schulsystem zwingt – meistens sind es dann die Frauen – dazu ihren 100% Job stark zu reduzieren oder aufzugeben. Kaum eine dynamisch funktionierende Arbeitsplattform steht für die Frauen zur Verfügung um in technischen Branchen, Ingenieurwesen und/oder Kaderposition wenigstens Teilzeit arbeitstätig zu bleiben. Wir brauchen mehr Ingenieurinnen heisst es zu recht: Der Anteil der Frauen an der Gesamtzahl der Absolventen von technisch orientierten Studiengängen (Ingenieurwissenschaft und Informatik) beträgt lediglich 16.3% (Statistiken von 2011). In der ETH sehen die nackten Zahlen wie folgt aus: 8.8% in Maschinening. und 10.5% in Elektroing. (2013). Es wurden seitdem einige Förderprogramme lanciert, um mehr Ingenieurinnen für diese Branche zu gewinnen. Trotzdem, für die Mathe liebenden Mamis findet die Politik «kein» geeignetes Rezept um die Fachkräfte in die Wirtschaft zu integrieren.

Was kann Faircustomer für die Frauenrechte tun?

Faircustomer macht insbesondere darauf aufmerk- sam – mit den Berichten über ihre Produktpalette -, dass die Arbeiter in anderen Ländern für ihre Leistungen einen fairen Lohn erhalten. Wenn wir an die Schweiz denken, reden wir natürlich nicht von dem Lohn-Leistung Verhältnis im Allgemeinen. Hier steht immer noch der Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern innerhalb der gleichen Branche im Vordergrund.

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