Zu Losar – dem Tibetischen neuen Jahr


Am Montag, dem 27. 2. feiern viele Exil-Tibeter in der Schweiz das Losar Fest. Wir haben aus diesem Anlass ein Interview mit Yangchen und Thomas Buchli geführt, das Einblick gibt über ihr Geschäft Pema of Tibet und ihr Engagement für Tibet.

Ihr Geschäft leistet schon über 35 Jahre auch sozial und politisch einen Beitrag zur Verbesserung der Situation in Tibet. Gab es da auch Interessenskonflikte?

Unsere Überzeugungen sind von unserer buddhistischen Grundhaltung geprägt. So sind wir uns bewusst, dass das Streben nach materiellen Gütern nicht nachhaltig ist, jedoch geistige Werte unser Dasein überdauern. So entscheiden wir in einem Konfliktfall für unsere Überzeugung und gegen den schnellen Profit. Das beinhaltet sicher auch eine gewisse Selbstbeschränkung.

Die Tibetischen Gebetsfahnen gehören zu unseren „Bestseller“. Ist die Schweizer Bevölkerung gut über die Umstände in Tibet informiert?

Wir freuen uns natürlich, dass viele Tibetische Gebetsfähnchen ihre guten Wünsche über die aufgedruckten Mantras in den Schweizer Himmel senden. Dieser kulturell-religiöse Teil Tibets ist vielen Menschen rund um den Globus als „typisch Tibet“ bekannt. Was hingegen in Tibet seit der Besetzung durch China in den 1950er Jahren passiert, verschwindet immer mehr aus dem Bewusstsein der Leute. Deshalb bringen wir bei jeder Gelegenheit kulturell wichtige Aspekte in den Schweizerischen Alltag, um so auch die politische Realität bewusst machen zu können: z.B am 10. März mit dem Aufziehen der Tibetischen Nationalflagge an öffentlichen und privaten Gebäuden. Damit wird dem tibetischen Volksaufstand vom 10. März 1959 in Lhasa gedacht, der zur Flucht des Dalai Lamas und über 100’000 Tibeterinnen und Tibeter nach Indien führte.

Wie hat sich die Situation in Tibet verändert seit dem Start von „Pema of Tibet“?

1981 war Tibet das absolut verschlossene Land, es gab kaum Informationen aus dem besetzten Land. In den drauffolgenden Jahren konnten einige exiltibetischen Delegationen Tibet besuchen und dokumentierten die immensen Zerstörungen von Kulturschätzen und Plünderungen der Naturschätze duch die chinesische Besatzungsmacht. Es folgten teilweise hoffnungsvolle Jahre der relativen Öffnung, Touristen durften in Gruppen das Land kontrolliert bereisen und China baute die Infrastruktur (Strassen, Eisenbahn) massiv aus. Seit 2008 wurde Tibet durch China massiv wirtschaftlich entwickelt und gleichzeitig die tibetische Bevölkerung noch massiver in ihrer Freiheit beschnitten. Ich selber bin 2007 letztmals mit unserem Augenoperationsteam aus Nepal in Tibet unterwegs gewesen und habe die massive Militär- und Polizeipräsenz als sehr bedrückend erlebt. Die verbreiteten Protesten der Tibeter rund um die Olympischen Spiele in Peking wurden von China brutal niedergeschlagen. Seither haben sich über 150 Tibeterinnen und Tibeter selber in Brand gesetzt und sind an den Folgen verstorben. China reagiert mit noch rigoroserer Kontrolle und Unterdrückung.

Haben Sie Wünsche an Faircustomer? Was sollen wir im „Feuer-Vogel-Jahr“ anpacken?

Dieses Jahr ist nach dem turbulenten „Affen-Jahr“ ein eher positiv-aufbauendes Jahr. Neue Projekte zu starten soll Sinn machen! PEMA OF TIBET AG hat sich für dieses Holz-Vogel-Jahr neue Räumlichkeiten gegeben in unserem Mehrgenerationen-Haus in Rüfenach. Buddhisten pilgern in diesem Jahr an die wichtigen Orte Swoyambunath und zur Stupa von Bodnath in Nepal. Dies soll für das Karma besonders wirksame Effekte haben.

2017 ist auch das Jahr des nachhaltigen Tourismus? Kann man ihre Projekte auch besuchen?

Unsere Stiftung Vision Himalaya finanziert in Swoyambunath ein lokales Augencenter das besucht werden kann. Mit Spendengeldern, die wir nach dem verherenden Erdbeben im Mai 2015 erhalten haben, können wir uns ab Frühjahr 2017 nun endlich in Giranjor, Sindulpalchowk, etwas 3 Autostunden von Kathmandu, beim Aufbau der Siedlung für bis zu 200 Familien beteiligen. Die Idee dort ist, dass jedes Familienhaus auch ein Gastzimmer erhält, wo Bed and Breakfast angeboten werden kann und die Familien so Einnahmen generieren können. Besonders eindrücklich: Jedes Haus wird auf die Familienfrau eingetragen! Ich hoffe, aus dem Jahr des nachhaltigen Tourismus wird in unserem Dorf Giranjor ein Jahrzehnt und mehr aus dieser Idee!

Das Losar Fest kann man übrigens auch im Klösterlichen Tibet-Institut im zürcherischen Rikon miterleben (Es ist sehr gut besucht, oft etwas eng). Wer sich solidarisch mit Tibet zeigen möchte, kann sich am 27. Februar auch der Kerzenlichtmahnwache zum Gedenken an die Selbstverbrennungen in Tibet anschliessen – um 17 Uhr auf dem Paradeplatz in Zürich. Seit 2008 haben über 150 Menschen, die sich aus Protest gegen die chinesische Unterdrückung selbst verbrannt. Mehr dazu auf GSTF