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Interview mit Didem de Latour, Xquisit Design

«Ich hoffe, dass wir die Branche zu dem dringend nötigen Wandel hin zu einer grüneren und nachhaltigeren Zukunft und einer besseren Arbeitsmoral inspirieren können.»

Didem de Latour ist die Enterpreneurin hinter Xquisit Design. Die Langlebigkeit der Kleidungsstücke und zeitlose Designs ohne Plastik zeichnen ihre Arbeit aus. Die Vision: Slow Fashion als Selbstverständlichkeit.

 

Was zeichnet dich als Unternehmerin aus?

Fleiss, Qualität und Vertrauen 😊 Das sieht man bei meiner Arbeit und auf allen Ebenen meiner Kommunikationen mit Mitmenschen.

Biologisch abbaubare Herstellung ist wichtig, doch kann in vielen Aspekten undurchschaubar sein. Wie stellst du sicher, dass dies vom Acker bis zur Kollektion umgesetzt werden kann?

Ist Mode ohne Plastik wirklich so schwierig umzusetzen? Wie geht Didem de Latour dabei vor?  Beim Plastic Free Event stellt uns Didem de Latour ihre Ansätze vor.

Die Herstellung ohne synthetische Materialien ist eine Herausforderung, da das System leider seit Jahren darauf aufgebaut wurde. Ich bin im direkten Kontakt mit allen Produzenten in der Produktionskette. So stelle ich dies sicher.
Synthetische Materialien sind günstiger und jeder Produzent bietet irgendwelche Form davon. Für natürliche Materialien dagegen muss man gut recherchieren, wer was anbietet. Mit den Materialien meine ich alles, was man zur Herstellung braucht, nicht nur Stoffe, sondern auch Knöpfe, Brand- und Waschetiketten etc.
An den Messen zeigen mir die Produzenten die Mischgewebe, wenn ich z.B. die Stoffe aus Biobaumwolle sehen möchte. Ich muss erwähnen, dass ich auf der Suche nach 100% Biobaumwolle bin. Viele marken bevorzugen aus Kostengründen immer noch Mischgewebe, z.B. Biobaumwolle mit Elastan oder Polyester. Das ist wie, als würden sie einen Diamant mit Stretch Folie verkaufen 😊 Ich wähle alle Materialien direkt aus und sende sie der Manufaktur weiter. Heute wissen alle Produzenten, dass ich nicht Fan von Plastik bin.

Eine «saubere Kollektion», was sind die Grundsätze, auf die du bei der Umsetzung besonders achtest?

Zur Provokation habe ich mal «clean clothing» erwähnt, weil die anderen Kleidungsstücke meiner Meinung nach nicht sauber sind bzw. sie (bei der Herstellung und beim Waschgang) unsere Umwelt, unsere Gesundheit verschmutzen. Das ist so offensichtlich, aber nicht alle sehen das! Ein provokativer Satz braucht es eben manchmal, um die Welt zu schütteln 😉

Wie unterscheidet sich Lyocell von Viskose?

Bei der Herstellung für Lyocell verwendet man umweltfreundliche Chemikalien im Vergleich zur Viskose.

Wie sieht es mit dem Wasserverbrauch, den CO2-Emissionen durch die Lyocell- beziehungsweise Tencel*-Produktion aus?

Die Lyocell Produktion ist ein geschlossenes Verfahren, d.h. vom gleichen Rohstoff erzeugt man mehrfach «Pulp». Der Wasserverbrauch pro Fasern ist daher gering. Die Ökobilanz weiss ich nicht auswendig, Sie können dies sicherlich in Lenzing finden. Ich verwende Lyocell von Lenzing, Österreich, wo aus Buchen von der Schweiz, Deutschland und Österreich Holzfasern und schliesslich Tencel TM hergestellt werden. Mir ist ein möglichst minimaler CO2-Fussabdruck auch im Prozess zur Rohstoffgewinnung sehr wichtig.

*Tencel ist das von Lenzing Patentierte Herstellungsverfahren des Textilstoffes Lyocell. Mehr Informationen über Lyocell.

Du verzichtest bewusst auf Kunststoffe wie Elastan. Wie wirkt sich das auf den Designprozess, auf deine Arbeit aus?

Schwierig, herausfordernd 😊 Bei manchen Modellen denke ich, wie leicht es wäre, wenn ich alles benutzen könnte. Das gleiche Design versuche ich mit der Webstruktur oder durch den Schnitt elastischer / beweglicher zu gestalten. Der Designprozess dauert dadurch länger bei mir, auch wahrscheinlich deswegen, weil ich abwarte, bis ich mit dem Resultat 100% zufrieden bin.

 

Auf der Webseite steht «Xquisit Design ist human in allen Aspekten». Kannst du das etwas ausführen? Welche Aspekte der Herstellung erfährst du als besonders grundlegend, um humane Bedingungen in allen Aspekten der Herstellung zu schaffen?

Eine sichere, faire und gesunde Arbeitsbedingung. Diese prüfe ich durch Besuche und Audits.

 

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Ich wünsche mir, dass die Naturmaterialien beim Konsum ganz selbstverständlich werden und die nächste Generation die Natur; Wasser, Luft und Erde; von uns sauber hält.

 

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Zum Weiterlesen: Interview mit Iwan Bischof, Textilfachschule STF